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Vom Verlaufen der Gedanken während der Mittagspause 04

Diese Kolumne verdankt sich dem Anlass, dass ich meine Mittagspause mehrmals in der Woche dazu nutze, um zu laufen – und auf andere Gedanklen zu kommen. Einige davon notiere ich hier regelmäßig unregelmäßig. Mehr Vorrede gibt es hier, alle Lauf- Artikel sind hier gelistet.

15.3.
Wenn man Richtung Fröndenberg läuft, trifft man stets seltsame Menschen. Heute zum Beispiel sitzt dort am Radweg-Rastplatz ein Mann in der Sonne, vor sich hat er eine überdimensionale Shisha, an deren Schlauchende er verzückt nuckelt. Er daddelt mit beiden Händen an seinem iPhone herum, hinter ihm steht sein Auto auf der Wiese, mit geöffneter Heckklappe, aus der laute chillige Housemusic dröhnt. Und ich dachte schon, meine Mittapspausen-Gestaltung sei seltsam.
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Irritierend: Der Kammerton A, der zu meinen normalen Tinitus-Erscheinungen überraschend hinzu tritt und während einer Lauf-Erschöpfungsphase für einige Minuten die Oberhand gewinnt. Den habe ich so deutlich im Ohr, dass ich ihn am Abend noch fast exakt der Liebsten vorsingen kann.
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Vom Aussuchen der Laufkleidung im Frühling
Wenn ich die Wahl habe zwischen „beim Laufen frieren“ und „beim Laufen schwitzen“ entscheide ich mich unbewusst immer für die zweite Möglichkeit.

13.3.
Es ist nun wirklich Frühling. Der Wald ist voller Liebender. Heut waren es drei Paare, verteilt im ganzen Waldstück auf drei einsamen Bänken, erst knutschend, dann verschämt zur Seite guckend bei meinem kurzatmigen „Hallo!“
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Du weißt, Du bist ein ein Grafikdesigner, wenn …
… Du das Autokennzeichen HSK mit dem Farbfächer von HKS in Verbindung bringen willst.
… Du in Gedanken über aktuelle Kunst-Ausstellungen den „RAF-Zyklus“ von Gerhard Richter meinst, aber ständig „RAL-Zyklus“ denkst – obwohl der doch deutlich viel farbiger sein müsste, als die Bilder des geschätzten Malers.

6.3.
Beim Försterhaus springt mir heute kein kleiner Hund nach, der schon in der vergangenen Woche blitzartig auf mich zugeschleudert kam und dabei fast auf die Schnauze gefallen war – nein, heute gibt’s bei Försters stattdessen: Suppe. Es riecht jedenfalls verführerisch nach Sellerie und anderem Suppengemüse, und ich denke kurz daran, den Lauf zu unterbrechen. Sind Förster nicht im allgemeinen freundliche ältere Herren, die einem Dahergelaufenen gern etwas Suppe anbieten?
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Die Laufstrecke führt mich an der Ausfallstraße entlang, an deren gegenüberliegenden Seite einige unserer Kunden aufgereiht sind. Zunächst erblick ich in der Ferne MBE, dann ECO, danach KLUDI. Ich winke laut grüßend über die Straße.
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Der Mediengestalter-Kollege F.G. begegnet mir heute zum zweiten Mal mit einer kleinen Hündin. Sie ist schwarz und verspielt – und beide grüßen recht freundlich mit erhobener Tatze.

2.3.
Schweres Wetter, schwerer Läufer, schwerer Lauf.
Trotzdem konstruiere ich während des Laufes ein Gedicht. Denn vor mir schlendert plötzlich ein Fuchs über den Waldweg, gefolgt von einer geduckt schleichenden Katze. Was soll denn das? Antworten bietet vielleicht das fertige Poem. Vielleicht! :-)

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