Schon wieder, und zum mittlerweile 27. Mal, fand mein heißgeliebtes Zeichenseminar am Nord-Ostee-Kanal statt (siehe auch Blogartikel zum 25. Geburtstag und zur Zeichenregel #23). Im großartigen Rendsburger Nordkolleg zeichneten wir diesmal im neugebauten, unterirdischen Musik- und Tonstudio-Trakt, dem sogenannten U. Das war toll wie immer, produktiv wie immer – und die Abgeschiedenheit in den schönen nüchternen Räumen unter der Erde war mehr als hilfreich. Die Atmosphäre war ein klein wenig kreativer als in den letzten Jahren – IMHO.
Skizzenbuch & Nebenbeigezeichnetes
Was ich aber eigentlich erzählen will:
Als Co-Dozentin war in diesem Jahr die fabelhafte Tina Berning engagiert. Sie wird als Illustratorin weltweit gebucht, erscheint in der New York Times genau so selbstverständlich wie in der ZEIT oder im GEO, arbeitet für internationale Verlage, mit Mode-Designern – und lehrte an der Kunsthochschule in Berlin Weißensee.
Tina Berning illustriert analog und digital und ist eine Meisterin des geplanten Ungeplanten. Sie überlässt sich in der eigentlich sehr kontrollierten Arbeit immer wieder dem Zufall, dem Zusammenspiel von Material und Techniken. Sie mischt Zeichentechniken mit Collagen, aquarelliert, tuscht, tackert, klebt, überzeichnet …
Dabei steigt sie inhaltlich manchmal sehr tief in die zu illustriernden Texte ein. Bei Buchillustrationen für die englische Ausgabe von Patrick Modianos Romanen ebenso wie bei einem eigentlich gar nicht zu illustrierenden Artikel über einen Familienmord.
Ein paar Arbeiten von Tina Berning, mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin. Mehr gibt es natürlich auf www.tinaberning.de
Und dann rasch noch ein Video der DW, das Tina Berning bei der Arbeit zeigt.
Ab ca. 1:02 kann man sie dabei beobachten, wie sie a) die Atelierkatze des Tisches verweist und b) eines ihrer Portraits zeichnet. This is really stunning!
Tina Bernings Lehrstunden im Rendsburger Zeichenseminar, ihre Kommentare und Anleitungen, ihr Über-die-Schulter-schauen, waren ganz großes Kino. Sie führte uns in die Techniken der Monotypie und der Blotted Line ein, die Andy Warhol so gern benutzte. Und wie nebenbei sprangen auch noch fast alle Zeichnungen für unsere alljährliche Portraitwand heraus: Jeder zeichnet jeden – das ist die Devise. Als Superwoman-Profi hat Tina Berning beinah alle 36 Portraits an nur einem Tag weggetuscht. Chapeau! – Ich ziehe meinen Hut.
Nun besitze ich also ein Berning-Original im Format von ca. 4 x 4 cm. Das steht hier direkt am Anfang der Portraits, die all die wunderbaren ZeichnerInnen von mir angefertigt haben.
Mein Porträt-Streifen mit 36mal Peter Neuhaus
Ach ja:
Weil Tina Berning so begeistert von ihren Erfahrungen auf Instagram gesprochen hat, habe ich dort nun ebenfalls einen Account:
https://www.instagram.com/peter_p_neuhaus/
Es gibt Zeichnungen, Kritzeleien und Notizen aus dem Skizzenbuch. Get connected!