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Vom Verlaufen der Gedanken während der Mittagspause 01

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Neue Laufschuhe: immer eine etwas knifflige Situation. Vor allem, wenn man das alte Paar nach 10 (zehn!!!) Jahren in die Ecke stellt. Also irgendwie vorprogrammiert: bißchen Rücken-, bißchen Fuß-Aua. Da wird sich mein Körper noch umgewöhnen müssen. Oder die Schuhe. Mal sehen, wer stärker ist. Grundsätzlich passen die neuen Schuhe wie angegossen.
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Sie sehen aber Scheisse aus. Ich hatte im Sportfachgeschäft die Wahl zwischen Modellen, die an Raumschiffe erinnern und solchen, die für Dinosauerierliebhaber gemacht sind. Ich liebe jetzt also Dinos. Grünweiße Dinos. Roooaaaaaarrrrr! Foto folgt.

STOP!
Kurze notwendige Vorrede:

Seit mehr als einem Jahr nutze ich zwei- bis dreimal in der Woche meine Mittagspause zum Laufen. Ok: Ich dehne meine Mittagspause seit einiger Zeit etwas aus, um laufen gehen zu können, mich dann zu regenerieren, zu duschen, und mich wieder gesellschaftsfähig zu machen. Dazu angeregt wurde ich durch zwei Ereignisse:

Da war zum einen die Rückstellung der Sommerzeit 2010, die mir am Abend schlagartig eine Stunde Helligkeit raubte und literally das Licht zum Laufen ausknipste. Mist! Ich bin weder ein im dunklen Wald herumlaufender Gefahrensucher, noch jemand, der dann eben nur auf beleuchteten Bürgersteigen oder Sportplätzen seine Runde drehen mag.
Zum anderen las ich erneut einen kleinen Artikel im move-Newsletter des Schweizer Prothesenherstellers Mathys, den Thomas Wessinghage geschrieben hatte. Wessinghage? Ja genau, der frühere Europameister über 5000 Meter, der noch immer den seit 1980 gültigen deutschen Rekord über 1500 Meter hält. Wessinghage schreibt davon, dass er in seiner Mittagspause als Ärztlicher Direktor keine Mahlzeit benötige, sondern lieber einen kleinen Lauf absolviere und davor und danach ja genug Zeit habe, Kleinigkeiten während der Arbeit zu essen.

Wow. Das war motivierend.

Beide Ereignisse zusammen haben mir damals einen schönen Sinneswandel beschert. Seitdem laufe ich zur Mittagszeit, beinah regelmäßig mehrmals in der Woche. Bei Regen und Sonne, bei Hitze und Schneefall – und bin damit potzglücklich.

Warum ist das jetzt hier ein Thema?

Nun, es wäre vermessen, zu glauben, dass das Laufen zwischen zwei Arbeitstag-Teilen keine Auswirkung auf eben diesen Arbeitstag hätte. Da wäre einmal eine sehr direkt erlebbare Frische für den zweiten Teil der Arbeitsphase nach dem Laufen: Der Sauerstoff, das veränderte Körpergefühl, die erlebten Blicke und Gerüche – all das bereichert nicht nur während des Laufens, sondern diese Bereicherung hält noch lange danach an und eröffnet neue Perspektiven auf die jeweiligen Projekte und Aufgaben des Tages.
Des weiteren ist es so, dass schon oft während des Laufens große Probleme wie von selbst gelöst wurden. Zumindest in meinem Gehirn. Hinterher am Schreibtisch bleibt manches Problem natürlich auch weiterhin eine große Nuss zum Knacken – sonst wäre es ja auch zu einfach :-) Aber durch das Laufen, durch die körperliche Erfahrung und Erschöpfung, verändert sich der Bick auf die Aufgaben. Die Synapsen sind unter Feuer, neue oder andere Muster werden in meinem Gehirn erzeugt, Endorphine ausgeschüttet, blablabla – kurz: Das ganze blöde Jogginggeschwafel von Hobby-Marathonläufern findet auch hier Anwendung. Und schöner noch: Es ist sogar wahr.

Ich will nun in einer kleinen Kolumne regelmäßig unregelmäßig davon berichten, was mir während des Laufens passierte, welche Gedanken mir dabei kamen und auch gleich wieder verschwanden, welche Beobachtungen ich machte, was mir so durch den Kopf ging, … Mal sehen, wie weit das trägt.

So. Jetzt aber wieder zu den beiden Läufen dieser Woche:

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Mal drüber nachdenken:
Den Damen und Herren, die mitten im Naturschutzgebiet mir ihre Hunde vergnügt knurrend entgegenlaufen lassen und dann rufen: „Der tut nichts!“, mal antworten: „Ich aber!“
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erlaufener Gedichtanfang ohne Mitteltei und Schluss:
„Die Heizung läuft, die Wärme strömt.
Ein Hoch dem Herrn Installateur.
…“
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Dass es kalt ist, kann ich am entgegenkommenden Lauf-Kollegen erkennen: Am Schal vor seinem Gesicht klebt an der Stelle, unter der sein Mund verdeckt ist, eine große runde Eisplatte. Winterzeit, Seltsamzeit.
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Dachte kurz darüber nach, ob eine handelsübliche Lunge auch wirklich für diese kalte Luft gemacht ist. Entschloss mich, auf 40 Pimpillionen Jahre Evolution zu vertrauen – und darauf, dass wir entgegen der Schlagzeilen hier einfach nur Winter haben und nicht irgendwas sibirisch-reißerisches.
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Demnächst unbedingt festhalten, welche Farben mir begegnen. Heute war ich überrascht von den vielen Weiss-Tönungen der dünnen Restschnee-Schicht. Vor allem auf umgestürzten Bäumen gab es jede Menge Varianten von Hell- bis Dunkelweiss. Erinnerte an ein Papiermusterbuch.

Schritt für Schritt voran!

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