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Vom Pixel zum Dot – Fachwissen für Fortgeschrittene oder …

… die Zerstörung von Weltansichten einer Auszubildenden in
5 Minuten.

Was alle machen, ist nicht immer richtig

Jahrelang lebt man mit etwas, von dem man denkt das es richtig ist. Man fühlt sich manchmal sogar überlegen, weil man Fachwissen hat, das andere nicht haben. Man denkt nichts Böses und ahnt es nicht mal, weil alle es genauso machen.
Wenn alle es machen, muss es doch richtig sein.
Und spätestens jetzt müsste jedem Mamas Stimme im Ohr klingen: „Wenn alle von der Brücke springen, tust du es dann auch?“

Nur weil alle es machen, muss es definitiv nicht richtig sein.
Immer, immer, wirklich immer sollte man selber Bücher wälzen und sich sein Wissen selbst aneignen und nicht einfach übernehmen, was andere vordenken. Ich könnte jetzt eine Reihe geschichtlicher Beispiele liefern, in denen schon bewiesen wurde, das Vordenker nicht immer das Richtige denken, aber ich schweife ab …

Da geht man also Nichts ahnend in die Schule und dann wird Wissen, mit dem man sich jahrelang gebrüstet hat widerlegt. Einfach so.

Den Weihnachtsmann gibt es nicht und ppi ≠ dpi

Ich kann mich nicht an den Moment erinnern, als mir klar wurde (oder wurde es mir böswillig verraten?), dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, aber etwa so muss es sich auch damals angefühlt haben.

Jahrelang nahm ich an, dass ppi und dpi so was wie Synonyme sind, die das Gleiche beschreiben.
Jahrelang hab ich diese Begriffe gleichgesetzt und auch so benutzt.
Jahrelang hat mich niemand verbessert – weil die meisten es nicht besser wussten.
Jahrelang hab ich mich einfach nicht genauer damit beschäftigt.

Aber ppi ist nicht gleich dpi!

(Also für mich jedenfalls war das neu.)
Im Volksmund hat es sich so eingebürgert, aber streng genommen
ist es falsch, wenn wir sagen „Das Bild braucht eine Auflösung von
300 dpi.“
.
Natürlich weiß jeder gelernte Medienmensch und auch viele Laien, was benötigt wird, wenn von einem Bild mit 300 dpi Auflösung die Rede ist, aber falsch bleibt es trotzdem.

Fangen wir ganz am Anfang an

Pixel, Linien und Punkte oder auf englisch: pixel, lines und dots.
Was jetzt kommt, könnte – vor allem für die Nicht-Gestalter unter uns – ein wenig kompliziert werden.
Aber ich versuche mal, alles ganz vereinfacht zu erklären. Und mit ein bisschen Konzentration und dem Willen tatsächlich etwas Neues zu lernen, wird folgendes jeder verstehen. ;)

Pixel:
Ein digitales Bild, also die Bilder die jeder von uns täglich mit dem Handy oder einer Digitalkamera macht, bestehen aus Pixeln. Ein Pixel ist ein kleines farbiges (oder schwarz/weißes – je nachdem wie eng man es sehen will) Quadrat. Ein digitales Bild setzt sich aus vielen dieser Pixel zusammen und ergibt so das Bild, ähnlich wie bei einem Mosaik.

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Die Auflösung eines solchen Bildes wird in ppi angegeben.
ppi bedeutet pixel per inch oder auf deutsch Pixel pro Zoll. (Ein Inch/Zoll sind etwa 2,54 cm, das ist für das weitere Verständnis aber erstmal nicht wichtig.)
Es wird also nichts über das tatsächliche Maß (Höhe x Breite = absolute Auflösung) des Bildes in Pixeln gesagt, sondern nur darüber, wie viele Pixel sich auf einem Inch befinden (= realtive Auflösung).

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Daraus ergibt sich, dass ein Bild mit hoher ppi in der Regel besser für den Druck geeignet ist, als ein Bild mit wenig ppi.
Denn ein Bild, das pro Inch MEHR Pixel hat ergibt ein feineres Bild, als eines, das pro Inch WENIGER Pixel hat. Logisch.

Zusammengefasst kann man also sagen, dass ppi die (relative) Auflösung von digitalen Bildern ist, sowie die – ich nenne es mal – Einheit von Eingabegeräten (z.B. Digitalkamera, Scanner) und Monitoren.
(Obwohl Monitore streng genommen ein Ausgabegerät sind, gilt für sie ppi, weil sie ja nur Pixel darstellen können.)

Linien/lines:
Ein gedrucktes Bild wird mit einem Raster gedruckt. Wenn man sich mal eine Packung Taschentücher oder die Bilder in der Tageszeitung ganz genau und ganz nah anguckt, dann kann man mit dem bloßen Auge erkennen, dass sich das aufgedruckte Bild aus Punkten zusammensetzt. Ein Druckraster.

Wie grob oder wie fein ein solches Druckraster ist, wird durch die Rasterweite, auch lpi (= lines per inch/Linien pro Zoll) beschrieben und bestimmt, wie viele Rasterpunkte pro Inch erzeugt werden. Auch hier gilt, je höher die lpi, desto feiner das Raster, je feiner das Raster, desto weniger Punkte kann ich mit bloßem Auge erkennen.

Die Tageszeitung und die Taschentuchpackung werden mit einem eher kleinen Raster gedruckt (für gewöhnlich zwischen 60 und 100 lpi), bei hochwertigeren Druckprodukten, wie zum Beispiel bei der Vogue oder einem teuren Fotoband, werden feinere Raster genutzt (zwischen 175 und 250 lpi), so dass die Rasterpunkte für das Auge eigentlich gar nicht mehr zu sehen sind. Nur mit einem sogenannten Fadenzähler könnten dann noch Rasterpunkte erkannt werden.

Jetzt mag der eine oder andere sich fragen, wenn wir doch die ganze Zeit von RasterPUNKTEN sprechen, warum heißt es dann LINES per inch/LINIEN pro Zoll? Gute Frage.
Das rührt daher, dass die Rasterpunkte linear gesetzt werden.
Einer neben den anderen.
Und wenn man von der Rasterweite spricht, werden die Linien („auf“ denen sich die Rasterpunkte befinden) gezählt, die sich nebeneinander auf einem Zoll befinden.

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Punkte/dots:
Wenn ein digitales Bild ausgedruckt wird, müssen die Pixel in sogenannte dots (Belichterpunkte) umgewandelt werden.
Im Grunde eine Art Übersetzung: Der Computer von dem das Bild kommt spricht eine andere Sprache, als der Belichter (der die Druckvorlagen für Druckmaschinen belichtet), also muss zwischen Computer und Belichter übersetzt werden. Das übersetzen macht ein sogenannter Raster Image Processor (=RIP).
Dieser wandelt die Pixel für den Belichter in dots um. Ganz vereinfacht beschrieben.

Jeden Rasterpunkt, der später gedruckt auf dem Papier zu sehen ist, umgibt eine Rasterzelle und innerhalb dieser Rasterzelle spielen die dots eine Rolle.

Ein Rasterpunkt, entsteht für die Druckmaschine (davon kriegen wir ja gar nichts mit) also innerhalb einer Rasterzelle.
Eine Rasterzelle kann man sich wie kariertes Papier vorstellen. Und in einer solchen Rasterzelle beschreiben dots, wie sich der Druckpunkt zusammensetzt. Vereinfacht: Male ich auf meinem karierten Papier eines der vielen Kästchen aus, habe ich einen dot gesetzt. Male ich fünf Kästchen aus, sind es fünf dots.

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dpi, also dots per inch (Punkte pro Zoll), beschreiben somit, wie viele dieser dots innerhalb der Rasterzellen sich auf einem Inch befinden.

Allgemein könnte man sagen, die „Einheit“ von Ausgabegeräten (Drucker, Belichter) ist dpi. Daher rührt vermutlich auch, dass ppi und dpi irgendwann mal verschmolzen sind und synonym wurden. Trotzdem bleibt es in unserem Sprachgebrauch aber eigentlich eine „Einheit“, mit der wir, die wir gestalten oder Fotos entwickeln lassen oder Einladungskarten bestellen, an sich erstmal gar nichts zu schaffen haben.

Noch da? Hier noch mal das Wesentliche:

Als die vier Stunden Exkursion zu diesem Thema in der Schule vorbei waren, hat mein Kopf ganz schön gebrummt. Ich weiß also genau, wie es euch jetzt gerade geht. Aber keine Sorge, das geht wieder vorbei. ;)

Das Wesentliche von all dem, was oben erklärt wurde ist, dass Druckereien und Fotoentwickler oft schreiben, dass für ein gutes Druckergebnis beispielsweise 300 dpi benötigt werden.
Das ist allerdings falsch, denn es werden 300 ppi benötigt, da es sich ja – wie wir nun alle wissen – um die Auflösung des Pixelbildes innerhalb des Druckproduktes bzw. des Fotos das belichtet werden soll handelt.

Und auch Scanner werden oft beworben mit besonders hoher dpi Zahl, die sie scannen können.
Ebenfalls falsch. Scanner = Eingabegerät = Pixel = ppi.

Ich muss mich seitdem immer wieder selbst korrigieren, wenn mir statt ppi aus Gewohnheit doch noch mal dpi rausrutscht.
Aber das Wissen, dass man etwas falsch macht und sich selbst aber korrigieren kann (und das auch tut), ist immer noch besser, als es gar nicht besser machen zu wollen. :)

Also, Augen auf beim Fachwortgebrauch. ;)

„Für den Ungebildeten ist ein A nicht mehr, als drei Stöcke.“
(A. A. Milne)

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