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Botschaften aus dem Mittelalter: Angst & Hase

Dies ist eine verspätete Bildnotiz aus meinem Burgund-Urlaub:
Mitten in der kleinen burgundischen Zweit-Hauptstadt Beaune steht das Hôtel-Dieu. Das ist ein ehemaliges Hospital aus dem 15. Jahrhundert (1422), es wurde bis 1971 als Hospital genutzt. So siehts im Innenhof aus, ein wenig wie in einem Grimmschen Märchen. Man erwartet, dass gleich die Prinzessin auf dem Balkon erscheint …

Neben dem eigentlichen Museum zum mittelalterlichen Krankenhaus gibt es im vorletzten Ausstellungssaal ein besonderes Schmäckerchen zu sehen: Dort hängt das eindrucksvolle „Jugement dernier“ von Roger Van der Weyden, das zwischen 1445 und 1448 entstanden ist. Dieses Klapp-Altarbild ist eine erstaunlich detailliert gemalte Vorstellung des Weltgerichts („die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen“). Am meisten hat mich die Darstellung derjenigen verzweifelten Seelen begeistert, die nach der Wiederauferstehung direkt in die Hölle wandern müssen.

Was für eine Angst, was für ein Schrecken. Und was für eine moderne, frische Malweise :-)

An der Wand links neben diesem Polyptychon hängt ein Wandteppich aus dem 13. Jahrhundert, der zwar nur eine verschnarchte alte Geschichte erzählt, aber zum Bild des Schreckens und der Angst von nebenan ein beruhigendes Detail am unteren Rand beisteuern kann:

Und so sind nebeneinander zwei Begriffe verbildlicht, die in Kombination eines der schönsten Worte deutscher Sprache bilden: Die Angst und der Hase.

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